Wolfarth, Christian

Acoustic Solo Percussion Vol. 1

Verlag/Label: hiddenbell records 001
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/02 , Seite 88

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 3
Booklet: 0
Gesamtwertung: 3
 

Auf der ersten von vier geplanten Singles auf Vinylbasis spielt der Schweizer Schlagzeuger und Komponist Chris­tian Wolfarth ein akustisches Doppelspiel. Seite A kratzt behutsam an verfremdeter, himmlischer Musik. Sky­scraping wirkt wie ein elektronischer, an keinem Punkt an akustische Perkussion erinnernder Schattenwurf. Über einem auf- und abschwellenden Elec­tronicsound lässt sich etwas Klaustrophobisches vermuten. Das Stück transportiert einen kategorischen Brummton, dem der ritterschlagende Höhepunkt fehlt. Die Verfremdung perkussiver Elemente zu einem unlösbar verflochtenen Soundknäuel glättet den rauen, spritzigen Klang helltönender Schlaginstrumente wie Gong oder Cymbals. Klopfen wie auf Gummi, so scheint es, macht aus eindeutiger Ton­identifikation ein klangverfremdetes Verwirrspiel. Skyscraping mutet wie ein elektronischer Schutzschild an, der bei Zirr auf Seite B wie ein Theatervorhang fällt. Wolfarth forciert die anfangs dezente Schlagzeugszenerie, indem er über die Snaredrums knattert, während im Hintergrund mittels der Becken der Eindruck einer zusammengepressten Marschrhythmik zerstreut wird. Die Musik insgesamt verbreitet Gelassenheit. Wolfarth, der einst Koch lernte und erst Anfang der 1990er Jahre in Luzern und Basel studierte, blickt auf eine stattliche Zahl der Zusammen­arbeit mit anderen Musikern zurück (u. a. John Butcher, Hans Koch, Alex von Schlippenbach, Irène Schweizer, Paul Lovers, London Improvisers Orchestra). Diese Erfahrungen erlauben es ihm nun sein solistisches Handwerk öffentlich zu machen.

Klaus Hübner