Wertung: 4,5 von 5 Punkten
Susanne Fröhlich21
Werke von Peter Hannan, Terri Hron, Kathrin A. Denner, Isang Yun und
Susanne Fröhlich
2 CDs, Orlando Records OR0038
Wie klingt die Blockflöte des 21. Jahrhunderts? Mit dieser Frage hat sich die Blockflötistin Susanne Fröhlich in ihrer Dissertation an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz beschäftigt. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt auf der in den 1990er Jahren entwickelten Helder-Tenorblockflöte, die nicht wie üblich eine Replik nach historischem Vorbild ist, sondern ein Instrument, das mit speziellem Klappensystem und Voicing den Anforderungen zeitgenössischer Kompositionen gerecht zu werden versucht. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus Forschung und Praxis von Fröhlich und dem Blockflötenbauer Erik Jahn (Firma Mollenhauer) bilden jetzt, zwanzig Jahre später, die Grundlage für die Weiterentwicklung zum Helder-Jahn Tenor.
Die neuen klanglichen und spieltechnischen Erweiterungen des Instruments präsentiert Fröhlich auf ihrem Solo-Debütalbum Susanne Fröhlich21. Jedes der fünf Solo-Werke aus dem späten 20. und frühen 21. Jahrhundert – teilweise in Kombination mit Elektronik – stellt jeweils einen Klangaspekt der Blockflöte in den Vordergrund. Schnelle Wechsel zwischen ordinario und Multiphonics wie in RSRCH 12/84 – Dream von Peter Hannan gelingen mit ungeheurer Präzision und spielerischer Selbstverständlichkeit. Beast Calls – Susi Spinus von Terri Hron gleicht einer Art instrumentalem Krimi für die Ohren, in dem die Instrumentalistin durch eine düstere Klangwelt wandert. In engrave V von Kathrin A. Denner werden die Möglichkeiten zwischen Klang und Geräusch ausgelotet. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Einspielung The Visitor of the Idyll von Isang Yun aus seinem Zyklus Chinesische Bilder. Viele Interpretinnen und Interpreten nehmen diesen Part nicht in ihr Repertoire auf, da die abrupten Dynamikwechsel vor allem in der tiefen Lage auf historischen Instrumenten in puncto Intonation und Klang problematisch sind. Mit dem Helder-Jahn-Tenor ist diese Schwierigkeit endlich überwunden.
Die CD schließt mit einer Raumklangkomposition für Helder-Jahn-Tenor und Icosahedral Loudspeaker, einer Gemeinschaftskomposition von Gerriet K. Sharma und Susanne Fröhlich selbst. Allein aufgrund der Länge von fast 25 Minuten nimmt das Stück eine Sonderstellung ein. Der Titel Semaphor bezieht sich auf ein Telegrafensystem, das Nachrichten durch optische Signale übermittelt. Optisches bleibt auf einer CD natürlich verborgen; akustische Signale zwischen Elektronik und Instrument verschmelzen so stark, dass die Nachrichten schwer zu entschlüsseln sind. Trotz spezieller Aufnahmesysteme gelingt es nicht, die Raumklangkomposition auf Tonträger zu bannen. Die langen Passagen im Pianissimo sind selbst mit Kopfhörern eine Herausforderung für den Hörer und die Hörerin.
Sehr erfrischend ist die als Audio Guide gestaltete zweite CD anstelle eines Booklets, in dem Fröhlich anschaulich durch die Werke führt. Die beim Label orlando records erschienene CD Susanne Fröhlich21 dokumentiert lebendig das neue (Klang-) Potenzial der Blockflöte des 21. Jahrhunderts. Es bleibt spannend, wie sich das Engagement für die Blockflöte auf die zeitgenössische Musikszene auswirkt.
Die neuen klanglichen und spieltechnischen Erweiterungen des Instruments präsentiert Fröhlich auf ihrem Solo-Debütalbum Susanne Fröhlich21. Jedes der fünf Solo-Werke aus dem späten 20. und frühen 21. Jahrhundert – teilweise in Kombination mit Elektronik – stellt jeweils einen Klangaspekt der Blockflöte in den Vordergrund. Schnelle Wechsel zwischen ordinario und Multiphonics wie in RSRCH 12/84 – Dream von Peter Hannan gelingen mit ungeheurer Präzision und spielerischer Selbstverständlichkeit. Beast Calls – Susi Spinus von Terri Hron gleicht einer Art instrumentalem Krimi für die Ohren, in dem die Instrumentalistin durch eine düstere Klangwelt wandert. In engrave V von Kathrin A. Denner werden die Möglichkeiten zwischen Klang und Geräusch ausgelotet. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Einspielung The Visitor of the Idyll von Isang Yun aus seinem Zyklus Chinesische Bilder. Viele Interpretinnen und Interpreten nehmen diesen Part nicht in ihr Repertoire auf, da die abrupten Dynamikwechsel vor allem in der tiefen Lage auf historischen Instrumenten in puncto Intonation und Klang problematisch sind. Mit dem Helder-Jahn-Tenor ist diese Schwierigkeit endlich überwunden.
Die CD schließt mit einer Raumklangkomposition für Helder-Jahn-Tenor und Icosahedral Loudspeaker, einer Gemeinschaftskomposition von Gerriet K. Sharma und Susanne Fröhlich selbst. Allein aufgrund der Länge von fast 25 Minuten nimmt das Stück eine Sonderstellung ein. Der Titel Semaphor bezieht sich auf ein Telegrafensystem, das Nachrichten durch optische Signale übermittelt. Optisches bleibt auf einer CD natürlich verborgen; akustische Signale zwischen Elektronik und Instrument verschmelzen so stark, dass die Nachrichten schwer zu entschlüsseln sind. Trotz spezieller Aufnahmesysteme gelingt es nicht, die Raumklangkomposition auf Tonträger zu bannen. Die langen Passagen im Pianissimo sind selbst mit Kopfhörern eine Herausforderung für den Hörer und die Hörerin.
Sehr erfrischend ist die als Audio Guide gestaltete zweite CD anstelle eines Booklets, in dem Fröhlich anschaulich durch die Werke führt. Die beim Label orlando records erschienene CD Susanne Fröhlich21 dokumentiert lebendig das neue (Klang-) Potenzial der Blockflöte des 21. Jahrhunderts. Es bleibt spannend, wie sich das Engagement für die Blockflöte auf die zeitgenössische Musikszene auswirkt.
Alina Seibel
erschienen in Neue Zeitschrift für Musik 1/2020, Seite 72