21. März 2018

News

Boosey & Hawkes betrauert den Tod von Ned Rorem. Der US-amerikanische Komponist und Schriftsteller verstarb am 18. November 2022 im Alter von 99 Jahren in seinem Haus an der Upper West Side in New York City im Kreise seiner Familie und Freunde. Vom TIME Magazine als „weltweit bester Komponist von Kunstliedern“ gefeiert, hinterlässt Rorem ein reiches, viele Gattungen umfassendes Werk. – Der in Richmond, Indiana, geborene Rorem zog im Alter von 25 Jahren nach Paris, wo er bei Arthur Honegger studierte. 1957 kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück, ließ sich in Manhattan nieder. 1980 berief ihn das Curtis Institute zum Leiter der Kompositionsfachschaft; Rorem unterrichtete dort bis 2003. Ned Rorems Werke umfassen nahezu alle klassischen Formen und Gattungen. Als einer der zweifellos produktivsten Künstler seiner Generation bemerkte er einmal: „Ich kann alles vertonen, auch ein Lexikon.“ Er schrieb über 500 Lieder, denen er Texte von einigen der wichtigsten Dichterinnen und Schriftstellerinnen seiner Zeit zugrunde legte, darunter Gertrude Stein, John Ashbery, Robert Frost, Sylvia Plath, E. E. Cummings, Theodore Roethke, Frank O’Hara und Elizabeth Bishop. (12/2022)

Rebecca Krieg hat den Cello-Wettbewerb für Neue Musik der HMDK Stuttgart gewonnen: Die 1995 geborene Cellistin erhält den mit 10.000 Euro dotierten Domnick-Cello-Preis 2022; da sie die Jury in allen Runden überzeugte: «Von Bach bis Ligeti hat sie ein tiefes Verständnis für jede Komposition gezeigt. Dank ihrem poetischen und trotzdem extrem texttreuen Spiel hat sie unvergessliche musikalische Momente vermittelt.» – An Mun-Puo Lee und Nicola Pfeffer gingen zwei Förderpreise der Gesellschaft der Freunde der HMDK Stuttgart e.V. (1000 Euro). (4/2022)

Das neue Online-Archiv der Donaueschinger Musiktage. Wann war welche Komponistin, welcher Komponist mit welchem Stück und welchem Ensemble bei den Donaueschinger Musiktagen zu Gast? Und welche Künstler:innen traten 1980, 1963 oder 1925 bei den Musiktagen auf? Wer nach Antworten auf diese Fragen sucht, findet diese ab sofort auf der neu gestalteten Archiv-Seite der Donaueschinger Musiktage – einem Ort zum Suchen, zum Recherchieren und zum Entdecken. Über eine leicht verständliche Suchmaske und thematische Einstiegsoptionen können Nutzer:innen auf die vergangenen Festivaljahrgänge und ihre jeweiligen Akteure, Orte und Geschehnisse zugreifen. Ob mit gezielter Suche oder assoziativem Stöbern: Über die neue Datenbank lässt sich die Geschichte der Donaueschinger Musiktage aus allen denkbaren Richtungen nachzeichnen.

Olga Neuwirth hat den Grawemeyer Award 2022 für ihre Oper Orlando gewonnen. Die Auszeichnung der Universität in Louisville, Kentucky, USA wird seit 1985 vergeben und ist mit 100.000 USD der höchstdotierte Preis für ein Werk der zeitgenössischen Musik. Orlando, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Virginia Woolf, wurde als erstes Auftragswerk der Wiener Staatsoper in ihrer 150-jährigen Geschichte an eine Frau am 8. Dezember 2019 uraufgeführt und in Folge vom Magazin Opernwelt zur „Uraufführung des Jahres“ gekürt.

Der Preis der deutschen Theaterverlage 2021 geht an die Neue Oper Wien, die NOW. Unter ihrem musikalischen Leiter und Intendanten Walter Kobéra verfolgt die Neue Oper Wien seit ihrer Gründung 1990 ein Ziel: ihr Publikum mit der ausschließlichen Konzentration auf zeitgenössisches Musiktheater in neue Opernwelten zu entführen. Kompromisslos stehen seit 1994 Werke des 20. und 21. Jahrhunderts, Uraufführungen und österreichische Erstaufführungen auf dem Spielplan sowie moderne Opernliteratur, die ungerechtfertigt aus dem Repertoire verschwunden ist. Dabei ist es Walter Kobéra mit seinem kleinen Kernteam, ohne eigene Spielstätte und ohne festes Ensemble, gegen verschiedenste Hindernisse – darunter immer wieder auch politische Widerstände – mit großer Beharrlichkeit und bewundernswertem Durchsetzungsvermögen gelungen, den eigenen hohen Qualitätsanspruch auf der Bühne zu verwirklichen. So will die Jury diesen Preis ausdrücklich auch als politisches Zeichen verstanden wissen und den Mut einer kleinen Compagnie auszeichnen, die ihren Weg über zwei Jahrzehnte und nun auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie konsequent und ohne Abstriche verfolgt hat.

Die herausragenden Kunstschaffenden, die vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD 2022 mit Residenzaufenthalten in Berlin ausgezeichnet werden, stehen fest. Im Bereich „Musik & Klang“ sind dies Merche Blasco aus Spanien, Nandita Kumar aus Indien / Neuseeland, Elaine Mitchener aus Großbritannien und Bárbara Lázara aus Mexiko.

 

Von der Flutkatastrophe im Juli 2021 wurde auch das Musikleben stark getroffen: So wurden etwa Notenarchive, Instrumentenbestände sowie Proben- und Veranstaltungsräume beispielsweise von Musikschulen und -vereinen beschädigt oder zerstört. Die Landesmusikräte bemühen sich, das Musikleben in den betroffenen Regionen mit Spenden- und Solidaritätsaktionen zu unterstützen. Mehr unter www.musikrat.de/musikpolitik/fluthilfe (Foto: © Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler)

 

Aufgrund der Corona-Pandemie konnten Masterstudierende der Universität Kiel ein Seminar, in dem ein Konzertprogramm erarbeitet werden sollte, nur online durchführen. Daraus ist der sehenswerte Konzertfilm “Nähe und Ferne” entstanden. eine Vorgabe war u. a., dass die Besetzungen der Stücke wegen der Abstandsregelungen auf der Bühne nicht zu groß sein durften, dennoch sollte möglichst das gesamte Orchester beschäftigt werden. So kam eine Programmauswahl, die Nähe und Ferne musikalisch, zeitlich und geografisch aufgreift, zustande. Die von markanten Rhythmen, Improvisation und Tradition geprägte Streichermusik der jungen US-amerikanischen Komponistin Jessie Montgomery (*1981) macht als deutsche Erstaufführung den Auftakt, bevor in Toru Takemitsus Bläserstück »Garden Rain« ein kurzer Ruhepunkt erreicht wird. Max Bruchs »Serenade nach schwedischen Melodien« bestimmen tänzerisch-sehnsüchtige Weisen und skandinavisches Flair, während Pianist Fabian Müller mit Beethovens 3. Klavierkonzert an die Schwelle von Wiener Klassik und Romantik führt.

 

Wie klingen die Klimakrise oder Erfahrungen mit der Pandemie, wenn man sie in Neue Musik übersetzt? Der WDR startet unter dem Titel Miniaturen der Zeit einen Zyklus mit zwölf internationalen Auftragskompositionen zu den aktuellen Themen unserer Zeit. Ab dem 28. Mai 2021 präsentieren WDR 3 und das WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Chefdirigent Cristian Măcelaru jeden Monat live eine Uraufführung einer kurzen Komposition, die das aktuelle Zeitgeschehen reflektiert: Insgesamt zwölf orchestrale Miniaturen, geschaffen von zeitgenössischen Komponist*innen erwarten die Hörer*innen. Zudem wird das Publikum hier auf WDR3.de an der Entstehung der zeitgenössischen Werke teilhaben und die Arbeit von der Komposition bis hin zur Uraufführung mitverfolgen können. In den Kompositionen geht es zum Beispiel um die Sehnsucht nach menschlicher Berührung, um die Erfahrung von Einsamkeit, um vom Aussterben bedrohte Bienen, den Klimawandel, aber auch um das überraschend neue Zeiterleben während der Pandemie.

 

Als Folge der coronabedingten Kontaktbeschränkungen und der Corona-Schutzverordnung wurden in NRW vielfältige digitale, hybride und analoge Formate künstlerischer Produktion entwickelt. Der Kulturrat NRW möchte mit einer Umfrage als „erfolgreich“ oder „gelungen“ bewertete Formate bei Kultureinrichtungen und freischaffenden Künstler:innen in Nordrhein-Westfalen erfassen, die im Zuge der Pandemie seit Mitte März 2020 bis heute entstanden sind. Dabei richtet sich die Umfrage an professionelle Künstler:innen und Kultureinrichtungen aller Sparten in NRW.

 

Die Komponistinnen und Komponisten Birke J. Bertelsmeier, Turgut Erçetin, Georgia Koumará und Anda Kryeziu erhalten eine Förderung der Edition Zeitgenössische Musik (EZM), einem Projekt des Deutschen Musikrats. Am 12. April 2021 traf sich der mit Fachleuten für Neue Musik besetzte Beirat der Edition Zeitgenössische Musik unter Vorsitz von Wolfgang Rihm zur Auswahl neuer Porträt-Komponistinnen und -Komponisten via Videokonferenz. In diesem Jahr bewarben sich insgesamt 58 Musiker/innen. Die Edition Zeitgenössische Musik fördert jährlich vier junge Komponierende mit einer professionellen Aufnahme und dokumentiert auf diese Weise das vielfältige Panorama der aktuellen musikalischen Entwicklungen in Deutschland. Die produzierten Aufnahmen der neuen Kandidatinnen und Kandidaten werden voraussichtlich ab 2023 vorliegen. Durch den internationalen Vertrieb des Labels WERGO und dem Angebot von Streaming oder Download im Internet wird ein breites Publikum erreicht.

 

Lydia Rilling übernimmt zum 1. März 2022 die Künstlerische Leitung der Donaueschinger Musiktage. Sie tritt die Nachfolge von Björn Gottstein an, der die Musiktage seit 2015 leitet und Anfang 2022 als Geschäftsleiter des Kuratoriums zur Ernst von Siemens Musikstiftung wechselt. Mit der Musikwissenschaftlerin und Kuratorin Rilling steht erstmals eine Frau an der Spitze der Musiktage. Die Neue Zeitschrift für Musik hat von Anfang an Rillings Arbeit als Medienpartner begleitet.

 

Aus der Überzeugung heraus, dass die Menschen die Musik verstehen und die Ideen der Komponisten nachvollziehen sollen, entwickelte Gerd Albrecht seine analytischen Gesprächskonzerte. In Zusammenarbeit mit dem SFB und dem Deutschen Symphonieorchester entstand die Fernseh-Reihe „Wege zur Neuen Musik“, die in den Jahren 2010 bis 2012 mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin neu aufgesetzt wurde. Zeitgenössische Komponisten kamen zu Wort, erzählten von ihrem Schaffen, der Art ihres Arbeitens und ihrem musikalischen Anliegen. Sechs dieser Gesprächskonzerte – mit Krzysztof Penderecki, Hans Werner Henze, György Ligeti, Mauricio Kagel, Isang Yun und Jörg Widmann – sind in der DVD-Edition Open Your Ears vereint. Zu den 6 DVDs gibt es ein ausführliches Begleitbuch (Arthaus Music).