Schlippenbach Trio

Bauhaus, Dessau

Verlag/Label: Intakt 183
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/06 , Seite 91

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: –
Booklet: 4
Gesamtwertung: 4

Vierzig Jahre Schlippenbach-Trio; Jubiläen, Feiern der Beständigkeit? Beständig lebendig möchte man präzisieren, in diesem Falle zumindest. Drei unverkennbare Individualisten, die seit nunmehr vier Jahrzehnten kontinuierlich gemeinsam improvisieren, diese drei Pioniere des freien Spiels kennen einander musikalisch bis ins kleinste Detail. Ihre Reaktionsgeschwindigkeiten sind enorm, ihre Interaktionen pointiert und binnendifferenziert in Klang, Dichte und Dynamik. Und diese dichten, längst nicht nur oberflächlichen Verzahnungen sind es denn auch, die den spannungsgeladenen Fluss dieser Musik ausmachen; nicht allein die meist dichte Energie und Virtuosität, mit der die drei spielen: etwa Evan Parkers zirkular geatmete Tongirlanden, Paul Lovens’ drängender, manchmal Piruetten drehender Puls, mit dem er gelegentlich auch schon mal entferntere Jazztraditionen streift, oder Alexander von Schlippenbachs sich aufbauende Klang- und Motivarchitekturen.
Bauhaus, Dessau – hier entstand dieser Live-Mitschnitt. Und möchte man nun, wie man es eben so tut, Verbindungslinien ziehen zwischen dieser doch so dichten, eng verwobenen Mu­sik und der Durchsichtigkeit und Klarheit des Bauhauses, dann die, dass eben auch die Musik des Trios in all seiner Energie äußerst klar und präzise improvisatorisch konstruiert ist.

Nina Polaschegg