Monk, Meredith

Beginnings

Verlag/Label: Tzadik 7721
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/04 , Seite 91

Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 5
Repertoirewert: 5
Booklet: 5
Gesamtwertung: 5

Inspiriert von Joan Baez und Judy Collins versuchten sich in den 1960er Jahren etliche junge Frauen mit Gitarre als Folksängerinnen. Meredith Monk war eine von ihnen. Während sie an einem College außerhalb von New York Tanz und Gesang studierte, trat sie bei Kindergeburtstagen auf, um sich etwas Extrageld dazu zu verdienen. Nach Abschluss des Studiums zog Monk Mitte der 1960er Jahre nach New York City, wo im East Village eine bunte Bohemien-Szene blühte und experimentelle Musiker, Underground-Rockbands, Freejazz-Improvisatoren, Beat-Poeten, Maler, Happe­ning- und Performance-Künstler mit neuen Kunstformen experimentierten. Multimedia galt als der «letzte Schrei». In alternativen Galerien und Cafés organisierte Monk 1966 ihre ersten eigenen Auftritte.
In der Performance 16 Millimeter Earrings kann man mit Greensleeves noch den Folk-Einfluss hören, wenn Monk mit hellem Engelsgesang, unterlegt von spärlichen Gitarrenakkorden, den Klassiker intoniert. In ihren nachfolgenden Shows entwickelte die Musikperformerin dann ganz allmählich all die verschiedenen Komponenten, die später ihre Handschrift ausmachen sollten. Sie arbeitete mit Tape-Loops und deren vokalem Äquivalent, dem Kanon. Sie erkundete die repetitiven Aspekte der Minimal music in Orgel- und Klavierstücken und fand Schönheit in der Einfachheit. Mehr und mehr begann sie ihre Stimme als Instrument einzusetzen, indem sie unorthodoxe Vokaltechniken entwickelte, die oft an ethnische Gesänge erinnerten und deren körperliche Dimension ihnen eine große Intensität verlieh.
All diese musikalischen     Bausteine verband Meredith Monk in ihren Performances mit Tanz, Bewegung, Text, Licht und Film zu einer höchst individuellen Kunst, die oft ritualhaften Charakter besaß und aus einfachsten Mitteln ein eigenes Universum schuf, das so einzigartig war, dass es wie ein Monolith in der freien Landschaft der zeitgenössischen Musik stand. 17 Titel aus frühen Arbeiten, entstanden zwischen 1966 bis 1972, enthält das Al­bum Beginnings von Meredith Monk, die John Zorn im Booklet als «the mother of us all» bezeichnet.

Christoph Wagner