Mori, Ikue

Class Insecta

Verlag/Label: Tzadik TZ 7629
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2009/05 , Seite 84

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Repertoirewert: 4
Booklet: 4
Gesamtwertung: 4

 

Wenn Ikue Mori ihre Klangmaschine einschaltet, zirpt, knistert, blubbert und raschelt es. Auch einen knarzenden Elektro-Beat bringt sie manchmal hervor. Oder es dringen Sounds ans Ohr, wie man sie noch nie zuvor gehört hat: Klänge so buntschillernd wie eine Pfauenfeder oder ein exotischer Schmetterling.
Die japanische Klangkünstlerin ist seit mehr als dreißig Jahren in New York zuhause, und wenn sie nicht gerade mit John Zorn, Sylvie Courvoisier oder Zeena Parkins auf Tournee ist, sitzt sie daheim am Computer und bastelt an außergewöhnlichen Sounds. Das Klangmaterial wird so lange bearbeitet, gefiltert, verzerrt und manipuliert, bis es ihren Vorstellungen entspricht. Ikue Mori ist eine Virtuosin auf dem Laptop, der inzwischen zum Haupt-Musikinstrument des digitalen Zeitalters geworden ist und dabei die E-Gitarre abgelöst hat, die den Sound der Rock-Ära bestimmte.
1977 war Mori als Touristin nach New York gekommen und wurde sofort von der brodelnden Punkszene verschluckt. Als sie wieder auftauchte, spielte sie Schlagzeug im legendären No-Wave-Trio DNA von Arto Lindsay. Vom Schlagzeug wechselte sie zu den Drum-Maschinen, danach zum Laptop. Bald schon machte sie sich
als originelle Elektronikerin einen Na­men, die Klänge, Geräusche und Drum-Loops fabrizierte wie sonst niemand. Diese fügt sie zu den wundersamsten Klanglandschaften zusammen, wo Pfauen ihre Räder schlagen und bunte Schmetterlinge durch die Lüfte flattern.

Christoph Wagner