Blake, Michael
Complete Works for Solo Piano 1994-2004
Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 3
Booklet: 3
Gesamtwertung: 4
Der aus Südafrika stammende und nach zwischenzeitlichem Londoner Aufenthalt wieder dort ansässige Komponist Michael Blake scheint sich in seinen Klavierstücken an der Devise der «Neuen Einfachheit» zu orientieren, wobei Erik Satie, aber auch John Cage, Morton Feldman und Walter Zimmermann als schöpferische Vorbilder zu nennen wären.
Die auf der vorliegenden CD enthaltenen, im Zeitraum von 1994 bis 2004 entstandenen Stücke folgen bei aller Individualität einer einheitlichen Linie: Nicht mit subjektiver Expression aufgeladen oder mit der Geste des Bedeutens kommen sie daher. Nirgends übers unmittelbar Musikalische hinausweisend (doch Anspielungen auf Musik der Vergangenheit enthaltend) neigen sie ästhetisch einer «Musique dameublement» zu. Der Klaviersatz verzichtet auf allen virtuos-pianistischen Anspruch und weist eine oft dünne Textur auf; gelassen entfaltet die Musik sich in mittlerem Tempo. Doch im Einfachen entdeckt man bei genauerem Hinhören auch das Raffinierte: Geradezu monodische Abläufe erlebt der Hörer, die aber durch Registerbrechungen vielstimmig wirken, und wo die Musik wie naiv aus harmlosen Motiven gewirkt ist, tauchen plötzlich diffizilere Rhythmen und unerwartete Wendungen auf.
Gerhard Dietel