Ender, Daniel
Das Verschwinden des Komponisten
Bernhard Lang und seine Arbeit am Steinbruch der Musikgeschichte
Wenn allgemein von einer «ungeheuren Dialogizität» bei der häufigen kompositorischen Rezeption von Stücken aus der Musikgeschichte gesprochen wurde, so sei in Bezug auf Bernhard Lang die These gewagt, dass es hier um etwas grundsätzlich anderes geht als um einen «Dialog» mit der Vergangenheit, um Aktualitätsbestrebungen in der Auseinandersetzung mit Historischem also entweder die Modernität älterer Tonsprachen freizulegen und zu radikalisieren oder sich an einer stilistischen Differenz abzuarbeiten. Langs «Monadologien» leisten etwas genuin anderes: Sie verfügen über den Steinbruch der Musikgeschichte mit scheinbarer Gleichgültigkeit und gleichsam zufälligem Zugriff, fördern dabei deformierte Bruchstücke zu Tage, die eigentlich vertraut sein müssten, aber rätselhafte Fremdheit verbreiten, während vielfache Assoziationen in Gang gesetzt werden.