Hiller, Egbert

Der Keimfreiheit struktureller Selbstbezüglichkeit entrinnen

Der Komponist Tobias PM Schneid

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/03 , Seite 51
Nach Musik um ihrer selbst willen, nach «L’art pour l’art», strebt der 1963 im bayerischen Rehau geborene Tobias PM Schneid in seinen Werken nicht. Er begreift sie eben nicht als autonome Klanggebilde, sondern als komplexe Spiegelungen des Lebens selbst. Dieser Ansatz schlägt sich auch auf der Materialebene nieder, auf der immer wieder scheinbar Vertrautes bis hin zu tonalen Assoziationen auftaucht. Künstlerische Arbeit betrachtet Schneid als Gratwanderung, bei der er die Gefahr des Abrutschens ins Konventionelle bewusst in Kauf nimmt und im Gegenzug als Sprungbrett ansieht, «der Keimfreiheit struktureller Selbstbezüglichkeit» zu entrinnen. Eingedenk dessen, dass Musik per se eine abstrakte Kunstform ist, steht für ihn der persönliche Ausdruck ganz im Vordergrund.