Elzenheimer, Regine
Dramaturgien der (Ver-)Störung
Zum zeitgenössischen Verhältnis von Musik und Theater
Musiktheater als eine genuin zusammengesetzte Kunstform lebt von der Spannung
zwischen Musik und Theater. Der alte Machtkampf zwischen musica und parole,
den Wagner zunächst in ein folgenreiches «Unentschieden» auflöste, scheint sich in Zeiten, in denen sich das Theater weniger vom literarischen Text als vielmehr von seinen theatralen, performativen und medialen Aspekten her definiert, als produktive
Differenz in das Verhältnis von Musik und Theater verschoben zu haben. Ebenso sind jedoch die Interferenzen zwischen beiden konstitutiv für eine künstlerische Produktions- und Ausdrucksform, die sich im 20. Jahrhundert zunehmend von der Gattung Oper entfernt und ein vielfältiges hybrides Eigenleben entfaltet hat als Grenzgang nicht nur zwischen Musik und Theater, sondern auch im Wechselspiel mit anderen Künsten wie dem Tanz, der Bildenden oder medialen Kunst und der Performance.