Lehmann, Harry

Erhabenheit – Ereignis – Ambivalenz

Zur Ästhetik der Neuen Musik

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2015/05 , Seite 22
Die Klassische Musik hatte sich an der Idee des "musikalisch Schönen" orientiert; die Neue Musik suspendierte das tonale System und wurde so Teil jener Entwicklung, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts alle Kunstgattungen erfasste. Im Kontext einer Theorie der ästhetischen Eigenwerte lässt sich zeigen, wie Neue Musik, Malerei und Lyrik im 20. Jahrhundert "Schönheit" nicht nur als ästhetischen Wert negieren, sondern statt dessen auf drei alternative ästhetische Werte setzen: auf das Erhabene, das Ereignis und die Ambivalenz. György Ligetis Atmosphères (1961), Karlheinz Stockhausen Kreuzspiel (1951) und Helmut Lachenmanns GranTorso (1971/72) entfalten jeweils exemplarisch eine Ästhetik des Erhabenen, des Ereignisses und der Ambivalenz in der Kunstmusik.