Killmayer, Wilhelm / Robert Schumann
Fünf Romanzen/Acht Bagatellen / Drei Romanzen op. 94/Fünf Stücke im Volkston op. 102
Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 3
Repertoirewert: 3
Booklet: 4
Gesamtwertung: 4
Ganz im Gegensatz zu Holligers und Kurtágs Auseinandersetzungen mit Schumann spricht aus Killmayers komponierten Bezugnahmen eine irritierend naive Haltung, die umso schwerer wiegt, als sie jeglicher ironischer Brechung entbehrt. So scheint der Komponist in einzelnen Stücken der hier erstmals eingespielten Werkzyklen seine Identität zugunsten einer Assimilation des romantischen Idioms vergessen zu wollen, ohne die Distanz zur eigenen historischen Position durch mehr als einige brachial eingeführte, klischeehafte Modernitätswendungen herauszustreichen. Dass die Musik dadurch weit hinter der Vielschichtigkeit ihres Schumannschen Gegenübers zurückbleibt und die besonderen Qualitäten der romantischen Miniaturen umso deutlicher hervortreten, darf man als angenehme Begleiterscheinung der Produktion ansehen. Was die Aufnahme dennoch sehr empfehlenswert macht, ist die enorme gestalterische Überzeugungskraft, mit der Nicolas Altstaedt und sein Klavierpartner José Gallardo die Werke beider Komponisten zu gestalten wissen: Die ebenso subtile wie im Hinblick auf farbliche Nuancen und Facetten der Agogik gewinnbringende Art der Darstellung rückt Schumann ins beste Licht und hilft zudem über so manche Banalitätshürde der Killmayerschen Stücke hinweg, auch wenn die vom Mikrofon eingefangenen Schnauf- und Atemgeräusche des Cellisten auf die Dauer störend sind.
Stefan Drees