Peter Evans Quintet

Ghosts

Verlag/Label: More Is More Records 111
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2011/04 , Seite 95

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Repertoirewert: 5
Booklet: 5
Gesamtwertung: 5

Der Amerikaner Peter Evans gehört zu jener besonderen Spezies von Musikern, die alles können. Von Barock über Jazz bis zu neuer Musik und experimenteller Improvisation bewegt sich der New Yorker Trompeter souverän und mühelos zwischen den unterschiedlichen Sparten. Allerdings ist es der Jazz in seiner ganzen stilistischen Verästelung, wo er sich wirklich zuhause fühlt.
Sein neues Album hat Evans mit einem Quintett eingespielt, das im Kern aus einer klassischen akustischen Jazzcombo besteht, dem ein Elektroniker gegenüber steht. Sam Pluta besorgt das «live processing», wofür er während des Musizierens Sequenzen aufnimmt, verfremdet und augenblick­lich wieder in den musikalischen Prozess einspeist. Der Effekt ist verblüffend und verleiht dem konventionellen Jazzklang eine aufregend neue Dimension.
Mit viel Fingerspitzengefühl setzt Pluta die Elektronik ein. Manchmal verwandelt er den Laptop-Computer in einen Zerrspiegel, der die Töne verformt zurückwirft oder das musikalische Geschehen elektronisch überwölbt. Ein andermal macht er mit synthetischen Einwürfen einem Solisten Beine bzw. verdichtet und dramatisiert das Geschehen. Der Musik tut das nur gut. Es hilft der Fantasie auf die Sprünge und animiert die Musiker, in ihren Ausdrucksmitteln über sich hinauszuwachsen.
Christoph Wagner