Heyde, Thomas Christoph
HCMF Works for Instruments and Live Electronics
Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 4
Booklet: 3
Gesamtwertung: 4
Dass das Tonträger-Debüt von Thomas Christoph Heyde auf dem Leipziger Elektro-Label «Phantomnoise Records» erschienen und die erweiterte Ausgabe eines Vinyl-Release ist, wundert gar nicht, ist doch der 36-jährige Komponist, Kurator und Leiter des elektronischen Studios der Technischen Universität Leipzig mit «Klassik», «Neuer Musik» und «Techno» gleichermaßen sozialisiert.
Eigentlich macht Heyde genau das, was immer noch viel zu wenige junge Komponisten tun: aus dem Grenzgängertum und seinen Grauzonen eine Tugend machen und instrumentale Klangfarben (auf die Heise keineswegs verzichten will!) mit elektronischen Mitteln anreichern, erweitern, manipulieren. Dass dabei nicht alles gelingt, ist gar nicht so wichtig High Culture Motherfucker eben, so der Titel eines Stücks für vier Schlagzeuger, Sampler und Live-Electronics, das Heydes Haltung (und Selbststilisierung) geradezu programmatisch transportiert. Heydes hybride Mischungen aus neuer Kammermusik, Noise, Ambient, dezenten Loops und Beats präsentieren sich in dieser ersten Retrospektive mit Stücken von 2000 bis 2007 als ironische Flickschusterei (Memory Faded CNO I-IV) oder sphärischer Klangstrom mit dumpfen Pulsierungen (Fernen), in der Hauptsache aber als unkonventionelle Amalgame, die immer für beeindruckende Verdichtungen und rätselhafte Legierungen gut sind.
Dirk Wieschollek