Seibt, Oliver

Headbanging Ringelreihen

Ambivalenz und Latenz als Merkmale von japanischem «visual-kei»

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/03 , Seite 40
Im Einklang mit gängigen Vorurteilen galt Japan auch in Sachen populärer Musik lange Zeit als ein Hort unkreativen Kopistentums. Während in japanischen Schallplattengeschäften schon immer alles zu bekommen war, was «im Westen» an populärer Musik produziert wurde, durften japanische Interpreten – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, die sich an einer Hand abzählen lassen – kaum je auf Interesse von Seiten westlicher Hörer hoffen. In den letzten zwanzig Jahren jedoch hat sich an diesem Ungleichgewicht einiges geändert. Es sind vor allem sogenannte «visual-kei»-Bands, die seit der Jahrtausendwende auch in Europa, Nord- und Südamerika eine so große Fanbase um sich scharen konnten, dass in mehreren «westlichen» Ländern ganze Infrastrukturen für den lokalen Vertrieb ihrer Musik entstanden sind.