Hirsch, Cornelius

Himmelsmechanik

9 Palindrome für Bläser- und Schlagwerkbesetzungen mit einzelnen Solisten

Verlag/Label: PercPro PP10232013
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/06 , Seite 85

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 4
Booklet: 3

Die Musik von Cornelius Hirsch «will autonom sein, also ohne Rücksicht auf außenstehende Befindlichkeiten alleine werkimmanenten Regeln folgen» (so das Book­let). Da­mit nähert sie sich einer Auffassung von Kunst als Naturding an, das zwar durch vergleichsweise simple Zahlenverhältnisse vermessen und beschrieben, niemals aber abschließend in seiner Existenz und Wirkung erfasst werden kann – analog zu kosmischen Geschehnissen, die stets auf dieselben wenigen Grundregeln zurückzuführen sind, deren Faktizität sich aber allein aufgrund raumzeitlicher Disposition dem tatsächlichen Zugriff entzieht.
Die Titel der neun «Palindrome», die Hirschs Himmelsmechanik-Suite bilden, sind deshalb bewusst offen und abstrakt gewählt. Die Satztitel vermeiden Hinweise auf musikalische Begriffe, stattdessen werden natürlich-prozesshafte Assoziationen geweckt («Rotationen», «Kristallisationen» etc.). Bis auf zwei Stücke für Holzbläseroktett sind alle mit der Auffälligkeit groß besetzt, den Drei- bis Fünffachbesetzungen der Bläser und dem hohen Schlagwerkaufgebot lediglich zwei hohe Streicher entgegenzusetzen. Die folglich stark perkussiv geprägten Stücke malen mittels Phasenverschiebung, Reihung und Variantenbildung das Bild eines ewig tickenden, celestialen Uhrwerks.

Patrick Klingenschmitt