Zenck, Martin

Hölderlin lesen – seiner «Stimme» zuhören

Hölderlin-Lektüren von Klaus Michael Grüber, Hans Zender und Bruno Ganz

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2011/06 , Seite 24

Laut Martin Zenck stellt Hans Zender in seinem bislang vierteiligen Zyklus «Hölderlin lesen» die Lesbarkeit der Gedichte Hölderlins – und eben nicht deren literaturwissenschaftliches Verstehen – in den Mittelpunkt: Wie können sie so gesprochen werden, dass Sprachklang und Sprachsinn auf einer einzigen und unteilbaren Ausdrucksebene stehen? Zender zieht den performativen Aspekt der Hölderlin-Gedichte dem semantischen vor, und in seinen Kompositionen stellt er sie als Sprechakte klar heraus, d.h. einschließlich ihrer expressiven und skandierten Klanglichkeit. Auch Bruno Ganz, Hauptdarsteller in Klaus Michael Grübers Empedokles-Inszenierung an der Berliner Schaubühne aus dem Jahr 1975, hat in seinen späteren, auch auf CD vorliegenden Hölderlin-Lesungen immer wieder diese ungeheure Spannung zwischen rhythmisiert-klanglicher, vokal-oraler Form eines Gedichts und seinem möglichen Sinn herausgearbeitet.