ICI Ensemble & George Lewis

Verlag/Label: PAO Records PAO 50010
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/02 , Seite 89

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 3
Repertoirewert: 4
Booklet: 3
Gesamtwertung: 3
 

München ist nicht gerade als Zentrum improvisierter Musik bekannt. Und dennoch gibt es sie, frei improvisierende Musikerinnen und Musiker, zum Teil mit klassischem, zum Teil mit Jazz-Hintergrund, die sich regelmäßig zu einem großen Ensemble zusammenfinden, um zu improvisieren und mit eingeladenen Gästen Projekte zu erarbeiten. Initiiert haben sie das ICI-Ensemble anlässlich einer Zusammenarbeit mit Vinko Globokar Ende der 1990er Jahre. Es folgten Komponisten wie Barry Guy, Evan Parker oder Giancarlo Schiaffini, die mit dem Ensemble arbeiteten.
2003 war der Posaunist, Komponist und Elektronikforscher George Lewis zu Gast in München und erarbeitete mit den ICI-Musikerinnen und -Musikern eigene Stücke: strukturierte Improvisationen, die formal in verschiedene, wechselnd mehr oder weniger auskomponierte und freie Abschnitte gegliedert sind, die nahtlos ineinander übergehen; Suiten mit frei improvisierten Zwischenspielen, deren musikalisches Material gelegentlich auch aus den vorhergehenden «Sätzen» abgeleitet wurde. Immer wieder entwickeln sich rhythmus-, gar groove-basierte Passagen, umspielen die Musiker Melodielinien, lässt Lewis Jazzstandards oder Rock-Groo­ves zitieren. Ein improvisierendes Stil-Patchwork, wie man es vom Ansatz in Aufbau und Entwicklung immer wieder in Großbesetzungen hört.

Nina Polaschegg