In Transit: Shifting Moods
Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 3
Repertoirewert: 4
Booklet: 3
Gesamtwertung: 4
Obwohl sie frei improvisieren, spielen sie doch keinen Freejazz. Die Musik des Ensembles IN TRANSIT kennt Rhythmen, Harmonien und einen Sinn für Strukturen, obwohl sie aus der Dramatik des Augenblicks heraus entsteht. Das Quartett hat sich um den Schweizer Saxofonisten Jürg Solothurnmann und den amerikanischen Pianisten Michael Jefry Stevens gebildet, beides erfahrene Musiker, die seit Jahrzehnten musikalisch aktiv sind, wobei Solothurnmanns eidgenössische Landsleute Daniel Studer (Bass) und Dieter Ulrich (Schlagzeug) für das rhythmisch-harmonische Fundament sorgen.
Der kreative Jazz des Quartetts hat sich von allem dogmatischen Ballast frei gemacht und die Verabsolutierung der radikalen Klangerkundungen alter Schule hinter sich gelassen. Vielmehr machen sich die Musiker auf die Suche nach einem kreativen Jazz, der wirklich alles zulässt und so eigentlich erst ins Freie tritt. Die Bandbreite der Stimmungsschwankungen reicht von lyrischer Versunkenheit bis zu rabiatem Powerplay, das allerdings immer richtig dosiert ist und den Punkt nicht überspannt.
Manchmal sind Coltranesche Anklänge zu hören, von Solothurnmann fast hymnisch intoniert, während Stevens durch originelle Akkordfolgen auffällt. Wie Seiltänzer balancieren die Vier leichtfüßig auf der Leine, die zwischen freiem und gebundenem Jazz gespannt ist.
Christoph Wagner