Laswell, Bill

Invisible Design 2

Verlag/Label: Tzadik TZ 8062
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2009/06 , Seite 85

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 4
Booklet: 4
Gesamtwertung: 4

 

Seit dreißig Jahren ist Bill Laswell eine der schillerndsten Gestalten in der Grenzregion, wo experimentelle Musik auf Pop und Jazz trifft. Der amerikanische Produzent und Bassgitarrist hat mit so verschiedenen Künstlern wie Herbie Hancock, Laurie Anderson, Pharoah Sanders und Peter Brötz­mann gearbeitet und dabei jeweils eine noch nicht entdeckte Facette ihrer Persönlichkeit ans Tageslicht gebracht. In seinem Orange Music Sound Studio in New Jersey, das als sein alchemistisches Klanglabor fungiert, verbringt Laswell seine Tage und führt Musiker unterschiedlicher Sparten zu Sessions zusammen, die ohne ihn nie auf die Idee gekommen wären, eine Zusammenarbeit zu wagen.
Durch seine Produzententätigkeit ist Laswells Talent als Bassgitarrist etwas in Vergessenheit geraten, obwohl einst seine wuchtigen Bassläufe sein Markenzeichen waren und er einer der wenigen Musiker war, die das Instrument aus der Rolle des Begleiters befreiten. Auf seiner aktuelle Einspielung geht er einen Schritt weiter und bestreitet das gesamte Album allein. Mit einer vier- bzw. achtsaitigen Bassgitarre sowie einem Sack technischer Tricks verwandelt Laswell das Instrument in ein buntschillerndes elektronisches Orchester. Jedem Stück gibt er einen anderen Klangcharakter, den er erkundet und auslotet. Er ändert, verfremdet und verzerrt den Ton, schichtet Bass-Loops übereinander und schafft Raum durch Hall- und Echo-Effekte. Nie hat man das Gefühl, dass hier ein Musiker allein seine Runden dreht, weil die Musik so dicht und komplex wirkt wie die eines ganzen Ensembles.

Christoph Wagner