Palmer, John

Inwards

Verlag/Label: Sargasso scd 28059
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2009/05 , Seite 88

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 3
Booklet: 3
Gesamtwertung: 4

 

Es war ein langer Weg – von experimentellem Jazz bis zu elektroakustischen Kompositionen heute. Eins aber zieht sich bei John Palmer (Jahrgang 1959) durch: Er schreibt interkulturelle, spirituell grundierte Klangfarbenmusik, die eigenwillig und kantig geblieben ist. So auch das Album Inwards mit fünf Werken aus der Zeit ab 1999. Sie kreisen ums Thema «Atem», bieten aber alles andere als leicht konsumierbare New-Age-Verdünnungsgrade.
Sergej Tchirkov (Akkordeon) mischt abrupte Blasebalggeräusche mit furioser Laufhektik (Drang). Antje Langkafel (Bassflöte) variiert Atemenergie, beantwortet von elektronischen Hauch-Echos (Inwards). Anders Transfiguration, eine Studie zum Balkan-Krieg: Palmer lässt Massengejohle, wimmernde Blasmusik und klagende Posaunengesten (Vinko Globokar) collagenhaft aufeinanderknallen – entlang einer endlosen Kette von Zerrbildern des menschlichen Atmens, von Hechel- und Keuchgeräuschen, Brüll- und Würgelauten. Trotz manch arg plakativer Phasen entsteht eine Art Guernica-Inferno – als Hörszenario. Ein streitbares Album: Weltmusik mit Widerhaken.

Otto Paul Burkhardt