Mattner, Lothar

Ist Musik im Fernsehen Brimborium?

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/05 , Seite 56
Wollte man gezielt ein wichtiges Programm hören – Nachrichten, Hörspiele, Konzertübertragungen, dann auch Reden des «Führers» und schließlich Kapitulationen – schaltete man dereinst das Radio ein. Man hatte sich um ein Gerät versammelt; ein Ereignis wurde ins Zentrum gestellt, dem man konzentriert und ungeteilt seine Aufmerksamkeit schenkte. Im Laufe der 1950er und 1960er Jahre jedoch, als das Fernsehen in Europa seinen Siegeszug antrat, trat das Radio immer mehr in den Hintergrund. Man vertraute darauf, dass die Programmmacher schon wüssten, was sie über den Äther schicken. Gelegentlich hörte man gezielt einzelne Sendungen, Hörspiele, Konzerte, Opernübertragungen. Das Medium Radio insgesamt jedoch war von einem Ereignismedium zu einem Begleitmedium geworden. Droht dieses Schicksal jetzt auch dem Fernsehen? Und was bedeutet dies für die Präsenz von Musik in diesem Medium?