Sannicandro, Valerio

Ius Lucis für zwei Ensembles in zwei Räumen

Verlag/Label: Wergo, Edition ZKM, WER 20652
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2011/05 , Seite 83

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Repertoirewert: 2
Booklet: 5
Gesamtwertung: 3

Ähnlichkeit und Differenz: In Valerio Sannicandros Ius Lucis spielen zwei Ensembles gleichzeitig in getrennten Räumen, beide besetzt mit Oboe, Klarinette, Viola und Cello, dazu im ersten Fall je zwei Flöten, Violinen und Hörner sowie Kontrabassklarinette und Synthesizer, im zweiten dagegen zwei Posaunen. Der Hörer befindet sich jeweils nur in einem der beiden Räume – beim Konzert im ZKM waren das der Kubus oder das Medienlabor –, wobei jeweils in den einen Raum elektronisch verfremdet etwas aus dem anderen mit hineindringt. Dann wiederholt sich das Spiel mit vertauschten Rollen, das heißt der Hörer wechselt die Position. Darauf hebt Sannicandro ab und beruft sich dabei auf die Semiotik.
Wie dies live wirken mag, kann die CD nicht vermitteln. Sie enthält lediglich zwei exakt gleich lange Stücke, in denen nur weniges so markant und einprägsam hervorsticht wie Carl Rosmans gurgelnde Kontrabassklarinette, die auch in der verfremdeten Form der elektronischen Zuspielung deutlich wiedererkennbar bleibt. Ansonsten handelt es sich eher um ein gleichförmiges, wenn auch äußerst spannungsgeladenes Brodeln, eine hei­ße Ursuppe, aus der Geräuschfetzen und Obertonkaskaden hervorbrechen und die dann wieder in sich zurückschwappt. Die Versuchsanordnung bestimmt die Struktur des Werks. Aus der CD allerdings lässt sich die semiotische Theorie zur Rolle des Hörers nicht heraushören.
Dietrich Heißenbüttel