Christoph Wagner

Jenseits der Noten

David Harrington vom Kronos Quartet im Gespräch

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2017/01 , Seite 52
In den 1970er Jahren machte das Kronos Quartet Furore, weil es neben Bartók und Webern auch Jimi Hendrix und The Who im Repertoire hatte. Für die Welt des Streichquartetts kam das einer Revolution gleich, die gleichzeitig eine Provokation beinhaltete, weil sie das eurozentrische Weltbild in Frage stellte. Die vier Musiker scherten sich wenig um Verbote und Tabus, was ihnen von Kritikern und Puristen den Vorwurf post-moderner Nonchalance einbrachte. Nach 43 Jahren hat sich dieser offene Ansatz als eine brauchbare Strategie erwiesen, den Horizont des klassischen Streichquartetts zu erweitern. Und dieser Mission fühlen sich David Harrington und seine Mitmusiker bis heute verpflichtet: Über 900 neue Kompositionen wurden bislang für Kronos komponiert.