Skalkottas, Nikos
Kammermusik
Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 5
Repertoirewert: 4
Booklet: 3
Gesamtwertung: 4
Ueli Wiget tritt hier als leidenschaftlicher Anwalt von Nikos Skalkottas in Erscheinung, der unbemerkt vom Rest der Musikwelt bereits 1949 in Athen verstarb, wohin der Lieblingsschüler Schönbergs 1933 aus Berlin emigriert war. Die Stücke aus der Zeit von 1939 bis 1949 präsentieren eine ausgesprochen dicht und polyphon gearbeitete Kammermusik, die neoklassizistische und dodekaphone Charakteristika mit beeindruckender Musikalität verschweißt.
Im Cycle concert, das gleich fünf Kompositionen in einer bogenförmigen Anlage zusammenmischt, machen Ueli Wiget (Klavier), Christian Hommel (Oboe), Johannes Schwarz (Fagott), Sava Stoianov (Trompete) und Jagdish Mistry (Violine) mit ansteckender Spiellaune nicht nur die burlesken Qualitäten von Skalkottas Musik evident. Besonders bemerkenswert in diesem 45-minütigem Zyklus ist die Fagottsonate mit abgründigen Zwischentönen, ausschweifendem Riesen-Andantino und einem Presto, wo Wiget und seine Kollegen vom Ensemble Modern es richtig krachen lassen.
Skalkottas Herkunft bricht endgültig in den zwei Kleinen Suiten für Geige und Klavier durch, die die
ausgetretenen Pfade eines gediegenen Neoklassizismus (gleich welcher Bauart) hinter sich lassen und (insbesondere, was die furiose Suite Nr. 1 betrifft) mit dionysischer Spielfreude und ungeschliffener Tongebung der griechischen Volksmusik die Ehre erweisen.
Dirk Wieschollek