Kager, Reinhard
Komponierte Wirklichkeit
Zur strukturellen Einbettung der Film- und Videoästhetik in Werken von Peter Ablinger und Bernhard Lang
Dass reflektierende KomponistInnen der von kommerziellen Interessen bestimmten Bilderflut eher skeptisch gegenüberstehen, nimmt nicht wunder. Zumal bereits im Bild als fixierendem Abbild die Hybris der menschlichen Vernunft lauert, die vollends in der linearen Sprache zutage tritt: die Unterschlagung qualitativer Aspekte der Objekte durch das identifizierende Moment abstrakter Begrifflichkeit. Nicht zuletzt deshalb verhängte Luigi Nono sogar über das Musiktheater eine Art Bilderverbot, als er mit seinem Prometeo 1984/85 eine «Tragedia dell'ascolto» schuf, in der theatralische Momente ausschließlich innermusikalisch formuliert werden. Wie Reinhard Kager in einem Beitrag zeigt, gelingt es den aus Oberösterreich stammenden Komponisten Bernhard Lang und Peter Ablinger in ihren filmästhetisch gedachten Kompositionen, visuelle Wahrnehmungsweisen und filmische Techniken in die Musik zu implementieren und darüber hinaus auch das «Bilderverbot» zu respektieren: indem sie ein strukturähnliches Abbild der Wirklichkeit komponieren.