Konrad Boehmer ist tot

Sein Ohr war böse, die Zunge spitz. Konrad Boehmer spöttelte gerne und wirklich gut. Manche hielten ihn deswegen für einen ungezogenen Witzbold, wollten nicht hören, was hinter der rhetorischen Geste der Ironie lag, was dort brodelte und brannte, was er mit grundierter Schärfe, umfassender Sachkenntnis und analytisch-kritischer Einsicht zu sagen hatte; nicht nur, aber vornehmlich zur Musik, ihrem Wesen, Gehalt und Sinn, ihrer Einbettung in die jeweiligen sozialen Verhältnisse, und wahrlich nicht beschränkt auf Aspekte der neuen Musik, deren Werden er tatkräftig mitgestaltet hat. Am 4. Oktober ist er an den Folgen eines Schlaganfalls in Amsterdam gestorben, 73-jährig. Seine Ein-, Aus-, Zu-Sprüche werden fehlen.