Dafeldecker, Werner

long dead machines I-IX

Verlag/Label: presto!? p!?004
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/02 , Seite 89

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 5
Booklet: 1
Gesamtwertung: 4
 

An Erfahrungswerten mangelt es dem 1964 in Wien geborenen Werner Dafeldecker beileibe nicht – diverse Kooperationen mit anderen Elektronik- und Klangkünstlern wie Jim O’Rourke, Ned Rothenberg oder Eugene Chadbourne und die Gründung der Formation «Polwechsel» mit Burkhard Stangl und Michael Moser sowie des Plattenlabels «Durian» liefern ein tönendes Zeugnis für seine avantgardistische Weltanschauung.
Seine erste Kontrabass-Solo-CD long dead machines beleuchtet ein neunteiliges Kaleidoskop über das Wesen, den Charakter und die technische Beschaffenheit eines Instruments, dessen kompakte Figur viele Musikanten in spe vielleicht abschreckt. Dafeldecker untersucht den Körper des Instruments ausgiebig und verzichtet zugunsten dessen auf die Zuschaustellung der Nerven, der Saiten also, die erst den Swing liefern und das Unverwechselbare. Scheinbar bedient  Dafeldecker ausgiebig Schlaginstrumente wie Kastagnetten oder lässt eine Kugel über eine Holzbahn laufen. Es faucht in manchen Passagen wie die letzten Stunden einer alten Dampflokomotive; Klopfen und Schaben und das Spreizen und Zucken der Saiten sind nichts anderes als akustische Täuschungen und falsche Fährtenlegungen – Dafeldecker nutzt die Möglichkeiten, den Klang seines Instruments bis auf die Grundmuster auszuloten. Wie kleine Explosionen erklingen die tiefen Töne aus dem Inneren des Klangkörpers in ldm II, wobei die Zeitsprünge zwischen den Schlägen in ihrer Heftigkeit variieren.

Klaus Hübner