Hefti, David Philip

Magma | Lichter Hall | Beethoven-Resonanzen | Hamlet-Fragment | Klangscherben | Interaktionen | Adagietto

Verlag/Label: Musiques Suisses, MGB CTS-M 145
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2015/05 , Seite 79

Musikalische Wertung: 4

Technische Wertung: 5

Booklet: 4

 

Im Forte artikulierte Geräuschrepetitionen dreier Streicher fahren mit Wucht in den Klangraum hinein: Mit diesem aggressiven Einstieg hebt David Philip Heftis Porträt-CD an. Magma hat der Komponist sein 2014 entstandenes, im Untertitel zudem als «Klangfunken» bezeichnetes Streichtrio genannt – ein passender Titel für eine Musik, die immer wieder zum heftigen Gestus des initialen Einfalls zurückfindet, ihn zwischenzeitlich aber auch zugunsten einer zarteren Erkundung von Farbwerten verlässt. 
Den Schwerpunkt der abwechslungsreichen Veröffentlichung – bereits die achte ausschließlich Heftis Arbeit gewidmete CD seit 2006 – bilden fünf unterschiedlich besetzte Kammermusikwerke, deren Entstehungszeit zwischen 2010 und 2014 angesiedelt ist. Jedes einzelne dieser Stücke bezeugt die Aufmerksamkeit des Komponisten für die detailverliebte Gestaltung von klanglichen wie harmonischen Verläufen und macht zugleich auf den für seine Musik bedeutsamen Aspekt des Gestischen aufmerksam. 
Das Klaviertrio Lichter Hall (2012) erweist sich beispielsweise als eine in ihren Wirkungen sorgfältig kalkulierte Klang- und Resonanzstudie, während im Klavierquartett Interaktionen (2010) der Schwerpunkt eher auf der Erkundung harmonischer Räume liegt und die unterschiedlichen Arten instrumentalen Interagie­rens die musikalischen Spannungszustände bestimmen. Die Beethoven-Resonanzen für Klavier (2011) entfalten sich wiederum in Gestalt einer zerklüfteten, fast schon skulpturartig anmutenden Klangfolge: Dominiert wird sie von stumm gedrückten und mit dem Pedal festgehaltenen Akkorden, die durch rasche Figurationen und rhythmisch artikulierte Attacken angeregt werden und dabei allmählich den Bezugspunkt – den Allegretto-Satz aus Beethovens siebter Sinfonie – erkennbar werden lassen. 
Ganz anders arbeitet Hefti im Violoncellostück Klangscherben (2011), in dem er mosaikartige Fragmente, angesiedelt zwischen mikrointervallisch eingefärbter Kantilene und heftigem Ausbruch, zu einem stark veränderlichen Formverlauf fügt. Die restlichen Werke durchbrechen den auf Kammermusik liegenden Fokus der Produktion: Im Hamlet-Fragment auf einen Text von Friedrich Nietzsche (2013) lotet der Komponist die zwischen Singen, Flüstern und Sprechen gelagerten Möglichkeiten eines sechsstimmigen Vokalensembles aus und lässt die Musik am Ende in leise Klänge von fast schon instrumentaler Qualität münden. Und das kurze Adagietto (2012) für Streichorchester rückt am Ende der CD den Umgang mit unterschiedlichen Möglichkeiten von Kantabilität ins Blickfeld. 
Insgesamt steht diese Veröffentlichung stellvertretend für die Vielfalt von Heftis kompositorischer Arbeit und bietet – auch Dank gelungener Werkrealisierungen etwa durch das Medea Trio und die Neuen Vocalsolisten Stuttgart – einen abwechslungsreichen Einstieg in das Schaffen des Schweizer Komponisten.
Stefan Drees