Saxer, Marion
Nur nicht die Geduld verlieren
Unwägbarkeiten in Kirsten Reeses «Kugelspielen»
Jeder Musik eignet das Moment des Fragilen, denn jede Musik bedarf, um zu erklingen, menschlicher und/oder technischer Mittler, die beide, seien es nun Instrumentalisten oder elektronische Klangerzeuger, ziemlich störanfällig sind. Das heikle Angewiesen-Sein musikalischer Darbietungen auf psycho-physikalische Prozesse hat Alvin Lucier mit seinem mittlerweile zum Klassiker der Medienkunst avancierten «Music for Solo Performer» (1965) zum Thema gemacht, in dem er als Performer allein mit seinen Gehirnwellen über einen elektronischen Übertragungsprozess ein Schlagzeug-Instrumentarium in Gang setzte. Dabei muss es ihm im Verlauf der Performance gelingen, einen Zustand vollkommener Entspannung zu erreichen, denn die Technik der Arbeit ist so programmiert, dass nur die im Ruhezustand erzeugten Alphawellen Klangaktionen auslösen. Das Setting von Kirsten Reeses Arbeit «Kugelspiele» (2008/09) erinnert an das Luciers.