Monk, Meredith

Piano Songs

Verlag/Label: ECM New Series 2374
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/06 , Seite 85

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 3
Booklet: 3

Meredith Monk – den Namen verbindet man mit der New Yorker Avantgarde der 1960er und 70er Jahre. Aber auch mit dem aufkommenden Minimalismus, wenngleich in abgewandelter, eigens ausgeformter Variante. Und schließlich mit frühen Happenings. Meredith Monk, die Tänzerin, Sängerin und Komponistin, sie hatte in den 1960er Jahren begonnen, Tanz und Musik in ihren Performances zusammenzuspannen, den Raum – Architektur und geografischen Ort – mit einzubeziehen in ihre Kunst. Vor allem aber hatte sie, darin verwandt mit anderen US-amerikanischen Sängerinnen wie Laurie Anderson oder Joan La Barbara, die Stimme neu zu denken begonnen, neue Gesangstechniken und Klangfarben entwickelt. Das Sang­liche, das Singen ist ihr auch innerhalb ihrer erweiterten Stimmtechniken stets geblieben.
Einflüsse aufgesogen hat sie aus vielen Genres, von Klassik über Folk bis zur Popularmusik, gerade Rockmusik der 70er, auch dies ist typisch für eine amerikanische Komponistin und wäre zur selben Zeit in Europa noch fast undenkbar gewesen.
Beim Label ECM, bei dem sie seit Jahren veröffentlicht, ist nun eine neue CD unter dem Titel Piano Songs erschienen. Musik für Klavier solo und -Duo, Miniaturen von eineinhalb bis rund siebeneinhalb Minuten sind hier zusammengestellt. Komponiert wurden sie in den Jahren 1971 bis 2006, auf der CD an­geordnet sind sie allerdings nicht chronologisch. Das Genre der Klavierstudien oder Miniaturen begleitet Meredith Monk seit ihrer Studienzeit, selbst wenn sie damals nicht für Klavierduo schrieb. Versammelt sind neben den Originalen zwei Bearbeitungen, eine Übertragung aus anderer Besetzung und eine Transkription eines mehrschichtigen, über Overdubs eingespielten Klavierstücks. Der Höreindruck reicht von folkloreartig angehauchter, in einfacher harmonisch-rhythmischer Struktur gehaltener Minimal Music über Anklänge an Satie bis hin zu neoromantisch verbrämten Akkordbrechungen. Freilich, auch die repetitions­basierten Stücke haben ihre Varianz, ihre kleinen Brüche. Doch der von Monk in einem Interview formulierte Anspruch, hinter einer simplen Oberfläche verstecke sich die Komplexität im Detail, mag dann doch etwas weit hergeholt sein. Der Titel der CD zumindest ist Programm: Sanglichkeit oder melodiöse Einfachheit ist Thema der Stücke. Doch geht am Klavier der Farbenreichtum verloren, der so manchem von Meredith Monks Vokalwerken innewohnt. Und die Einfachheit, die Wiederholung auch so manch naiv anmutender Melodien, die in ihren Performances ihre Wirkung, Skurrilität und Schlüssigkeit erhalten – sie wirken hier oft schal.

Nina Polaschegg