Hauser, Fritz

Pieces for Percussion

Verlag/Label: hat[now]ART 191
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/06 , Seite 89

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Booklet: 5

Ruhig bewegte Flächen, einzelne Ausbrüche, äußerste Präzision. Fritz Hauser ist selbst nicht nur Komponist, sondern vor allem Perkussionist. Als Musiker erarbeitet er seit vielen Jahren Solo-Projekte. Als Improvisator spielt er in diversen Formationen – in Jazzbesetzungen ebenso wie in solchen experimenteller Geräuschimprovisation. Intermediale Zusammenarbeiten erweitern sein Arbeitsfeld. Die Pieces for Percussion sind klar von seinem eigenen Spiel inspiriert. Man meint fast einen multiplen Fritz Hauser zu hören. Meist spielt er mit sehr reduziertem Instrumentarium, wählt einzelne Percussioninstrumente aus, denen er seine ganze Aufmerksamkeit widmet und einen immensen Klangreichtum entlockt; sei es ei­ner Snare-Drum, einem Woodblock, ei­nem Becken oder einer Großen Trommel.
Reich und ebenso flexibel ist auch sein rhythmisches Spiel. Klarheit, absolute Präzision und Leich­tigkeit zeichnen seine Aktionen aus, und gleichzeitig agiert er subtil und mit äußerster Feinheit. All diese Attribute hat er auf seine Ensemblekompositionen übertragen. Die Besetzung der seit Mitte der 1990er Jahre entstandenen Stücke reicht vom Solo, Duo und Quartett bis hin zur zwölfköpfigen Formation. Gegründet wur­de das Ensemble XII 2005 als Ensemble in Residence bei der Luzerner Festival-Akademie. Mehrere Jahre lang arbeiteten die jungen Perkussionisten mit Fritz Hauser zusammen, die Musiker wissen somit genau über seine musikalischen Vorstellungen Bescheid.
So konsequente Wiederholungen, gespielt im Unisono wie in Nothing will ever change oder Le Souvenir, hört man in den anderen Stücken selten. Meist steht in Hausers Stücken das klangliche Detail im Zentrum und oft auch dann, wenn subtile Interaktionen die Ensembleaktivitäten bestimmen und eine dramaturgische zweite Ebene einflechten. Dynamische Varianz entsteht durch unterschiedliche Texturdichte einerseits, durch feinst abgestuften Anschlag andererseits. Übergänge und Ver­hältnisse von Rhythmus, Puls und scheinbar freiem Spiel lässt Hauser manchmal sehr organisch vonstatten gehen, dann wieder gezielt kontrastreich aufeinandertreffen. Insgesamt ist es nicht die große Geste, die Fritz Hauser dem Ensemble abverlangt – er widersteht den Verlockungen, Dichte über komplexe rhythmische Strukturen zu erreichen. Stattdessen nutzt er den Raum, agiert mit Vorder- und Hintergrund. So sind die Pieces for Percussion weit mehr als fein ziselierte Klangstudien, sie sind zugleich auch Studien über Raum, Klang und Interaktion.  

Nina Polaschegg