Andersson, B Tommy
Satyricon
Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 4
Booklet: 3
Gesamtwertung: 4
Wieder einmal lenkt die verdienstvolle Porträtreihe des schwedischen Musikinformationszentrums die Aufmerksamkeit der Musikwelt auf einen südlich der Ostsee kaum bekannten Tonkünstler. B Tommy Andersson, Jahrgang 1964, Schüler u. a. von Sven-David Sandström, dirigiert und komponiert.
Sein «Choreografisches Poem für großes Orchester» Satyricon (2000), dem Andenken des Tänzers und Choreografen Per Jonsson gewidmet, fußt auf dem schelmenhaften Sittenroman des römischen Dichters Gaius Petronius Arbiter («Schiedsrichter des guten Geschmacks» am Hofe Kaiser Neros). In fünf ineinander übergehenden Charakterstücken umkreist Andersson den «Geist der Erzählung», bis gegen Ende schemenhaft das antike Seikolos-Lied auftaucht.
Poetische Anregungen und musikalische Erinnerungen beflügeln oftmals seine Fantasie. Auch in den Pieces for Pontus (dem klavierspielenden Tänzer und Choreografen Pontus Lidberg zugeeignet), die seiner Shakespeare-Oper William entspringen (uraufgeführt 2006). Das melodiöse Saxofonkonzert Reflections ist eine Huldigung an John Dowlands Lautenlied My thoughts are wingd with hopes und Benjamin Brittens Lachrymae für Bratsche und Klavier. Hier und im zerklüfteten Hornkonzert zeigt sich Andersson ganz in seinem Element als Orchester-Dramaturg.
Lutz Lesle