Petri-Preis, Axel

Sitcom oder Oper?

Bernhard Ganders «Das Leben am Rande der Milchstraße»

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/06 , Seite 54
Bernhard Ganders «Das Leben am Rande der Milchstraße» ist ein Format, das die Konventionen der Sitcom mit den künstlerischen Mitteln des Musiktheaters vermengt und anreichert. Dabei entlehnen Bernhard Gander und seine zwei Librettisten Christa Salcher und Johannes Heide der Sitcom vor allem formale und inhaltliche Aspekte: Jede der insgesamt sieben Folgen dauert etwa 22 Minuten, nach dem ersten Gag ertönt eine elektronische Signation. Nur die eingespielten Lacher hat Gander gestrichen, um einen «akustischen Overload» zu verhindern. Die Musik Bernhard Ganders ist mit nur sieben Instrumenten sehr sparsam instrumentiert und so konzipiert, dass sie vor allem dem Text dient. Gander legte großen Wert auf Dialoge, die authentisch und am gesprochenen Wort orientiert sind. Die Folge ist eine Behandlung der Singstimme, die sich vom Sprechen über Parlando und Rap im­mer möglichst nahe am natürlichen Sprachduktus bewegt. Kurze ariose Momente sind rar gestreut und dann eher ironisch gemeint.