Lotz, Mark Alban

Solo Flutes

Verlag/Label: Loplop LC 13310
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2015/03 , Seite 81

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 5
Booklet: –


Auf der Rückseite des Covers sieht man Mark Alban Lotz mit seiner Flöte vor einem hell beleuchteten Aquarium stehen; darin Tiefseefische vor exotischer Felslandschaft. Was wohl heißen soll, dass Lotz uns, sobald wir die CD eingelegt haben, ebenfalls in eine wenig bekannte Welt voller exotischer Schönheiten führen will. Und es gelingt ihm schließlich tatsächlich.
Das Wort von den neuen Klangwelten wirkt im Kontext der Neuen Musik zwar meist abgegriffen, aber bei Lotz hat es doch seine Berech­tigung. Solo flutes heißt die CD schlicht und einfach. Der Name ist Programm. Die 17 Stücke darauf sind sämtlich Solo-Performances von Lotz, nur der Flötentyp wechselt zwischen Alt-, Bass- und Konzertflöte, PVC-Kontrabass-Flöte und präparierter Flöte. Damit sind die Voraussetzungen für ein breites Spektrum an Farben, Spieltechniken und Klangeffekten gegeben, das keiner weiteren elek­tronischen Mittel bedarf (abgesehen von Hallbeimischung zur Aufnah­me). Dass Lotz auch auf Overdubs verzichtet, ist eine Erwähnung wert, schließlich ließe sich hinter dem einen oder anderen Track tatsächlich eine Mehrspuraufnahme vermuten.
Lotz, der in Berlin, Thailand und Uganda aufwuchs, um schließlich in Amsterdam Jazzflöte und klassische Musik zu studieren, d. h. nicht genuin von der Neuen Musik kommt, verschmilzt in seinen Stücken Einflüsse aus Jazz, Weltmusik und Neuer Musik so, dass sie sich entsprechender Kategorisierungen auf angenehme Weise entziehen. Er integriert improvisierte oder etüdenhafte Passagen, nutzt Obertoneffekte, zieht natürlich sämtliche Register moderner Spieltechniken und bezieht häufig auch die eigene Stimme mit ein. So kreiert er mal weite, einsame Wüstenlandschaften (As Sahra Ash Sharqiyah – Arabische Wüste), mal evoziert er mit dem unglaublich bassigen PVC Mantra Erinnerungen an mongolischen Obertongesang. Ein Stück wie Inside nutzt auch cineastische Effekte, die Bilder von unheimlichen Höhlenwinden vorm inneren Auge aufziehen lassen.
Gegliedert sind die 17 Tracks auf der CD durch mehrere Bass Flute
Sequenzas, die die Satzfolge durch humoristische Momente auflockern. Hungry III klingt knurrend und wie ein absaufender Dieselmotor, in Adam and Eva hört man eine comicartige Mann-Frau-Unterhaltung, die den Schluss nahelegt, Adam könne womöglich selbst die böse Schlange gewesen sein, und der Titel The Fish on The Dry ist selbsterklärend. Vor allem bei einer Live-Aufführung dürften diese Nummern für Stimmung sorgen.
Ein Booklet fehlt. Das ist insofern schade, als man zumindest gerne Einzelheiten darüber erfahren hätte, welche Flöten in welchen Stücken zum Einsatz kommen.
Elisabeth Schwind