Copland, Marc

Some More Love Songs

Verlag/Label: Pirouet Records PIT 3062
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2012/04 , Seite 82

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Booklet: 3

Marc Copland gilt als Feingeist unter den Pianisten des zeitgenössischen Jazz. Sein Spezialgebiet: Balladen. Seine Lieblingsformation: das Pianotrio. Copland hat für sein aktuelles Ensemble zwei ebenso erfahrene wie virtuose Instrumentalisten herangezogen, die beide zur Crème der New Yorker Szene zählen. Im Repertoire haben die drei Stücke, die überwiegend dem Great American Songbook entnommen sind, abgesehen von einem Titel der amerikanischen Singer/Songwriterin Joni Mitchell und einer Nummer, die der Bandleader selbst beigesteuert hat. Es ist die Musik der 1950er Jahre, die Copland fasziniert, als das Jazzpianotrio eine fruchtbare Phase durchlief. Er beruft sich dabei eher auf die weiße Pianotradition eines Bill Evans oder Don Friedman als auf die schwarzen Bebopper Bud Powell und Thelonious Monk. Die lyrisch-sensible Seite des Jazz ist seine Welt.
Konzeptionell bewegen sich die drei eher im konventionellen Rahmen. Nie wird das Songformat aufgebrochen oder gesprengt, wie es heute so manches andere zeitgenössische Pianotrio tut, sondern die Struktur dient als Medium der improvisatorischen Reflexion und Versenkung. Souverän werden Melodien weitergesponnen und ins Poetische transformiert, wobei sich Copland als empfindsamer Geist erweist, der Atmosphären und Stimmungen zu erzeugen und zu gestalten weiß. Hier sind keine Bilderstürmer am Werk, sondern Musiker, die sich in bewährte Formen vertiefen, um daraus frische Funken zu schlagen, was auch eine Meisterschaft sein kann.

Christoph Wagner