Huber, Christine / Christian Utz

Striche streichen open / empty

Verlag/Label: Audiobeans 2011
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2011/04 , Seite 93

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 2
Booklet: 3
Gesamtwertung: 3

Wenn man sich tapfer durch die Papierfaltkunst dieser CD gekämpft hat, hat man leider das Interessanteste hinter sich. Nichts gegen die Lyrik der Wiener Autorin Christine Huber, aber ihre Worte verhallen hier seltsam ortlos im luftleeren (Musik-) Raum und wollen einfach nicht mit der Musik kommunizieren. Natürlich liegt das nicht daran, dass wir es hier mit gescheiterten Klavierliedern zu tun hätten. Christian Utz hat hier erst gar nicht versucht, ‹Vertonungen› zu starten, sondern kombiniert Texte von Huber mit einer relativ ‹neutralen› Musik für ‹Streichquartett›, die er 1994 für deren Buchpräsentation von großes mühlenstein / staunen geschrieben hat.
Das Stück für zwei Violinen, Cello und Kontrabass heißt open / empty und tritt in gleich vier Versionen auf den Plan, welche Hubers Rezitationen fragmentarisch unterlegt sind. Aber diese Musik ist eigentlich viel zu simpel für die verspielten Allusionen und Wortnetze, die Huber hier auswirft, nicht weil sie ausschließlich auf den Leersaiten der Instrumente stattfindet, sondern weil ihre mikrotonal aufgeweichten Ostinati einfach zu banal klingen. Die wie buchstabiert wirkende, relativ blutleere Gangart der vier Akteure von «Phace» trägt auch nicht dazu bei, die Angelegenheit spannender zu machen. Ob Utz wohl die Violine von John Cale in Velvet Undergrounds The Black Angels Death Song kennt?
Dirk Wieschollek