Nonnenmann, Rainer

Temporale Gebäude

Komponisten als Architekten orchestraler Klang- und Hörräume

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2011/05 , Seite 28
Als Komponisten nach 1950 versuchten, alle Eigenschaften des Klingenden von Grund auf neu zu durchdenken und zu organisieren, gingen sie auch dazu über, die vorgegebenen Räume nicht einfach länger zu akzeptieren und bloß zu bespielen, sondern mit dem Raum selbst wie auf einem riesigen Instrument zu spielen. Sie suchten den alten symphonischen Apparat zu etwas Neuem umzuschaffen, indem sie nach dem Vorbild der antiphonalen Mehrchörigkeit der Renaissance und des Barock sowie der über Lautsprecher räumlich projizierten elektronischen Musik individuelle Dispositionen im Raum erfanden und neue Relationen zwischen Einzelmusikern und großem Orchesterkollektiv definierten. Rainer Nonnenmann bebildert diesen Umbruch anhand neuerer Werke von Helmut Lachenmann, Mark Andre, Matthias Spahlinger und Jörg Mainka.