Zorn, John

the book of heads

35 Etüden für Sologitarre

Verlag/Label: Schraum 16
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/03 , Seite 87

Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 3
Booklet: 1

1977 komponierte der experimentierfreudige amerikanische Jazzer John Zorn sein book of heads. Ganz zeitgemäß reflektiert es den Willen zur Grenzüberschreitung. Bruitistisch lautstarke Etüden, gespielt auf einer E-Gitarre oder Luftballons, kommen vor, dann wieder erscheinen sehr klangreduzierte Miniaturen oder auch Versatzstücke, die an die Gitarrenstücke des kubanischen Komponisten Leo Brouwer oder an den atonalen Free Jazz der 1970er Jahre erinnern. Zwischen knapp dreißig Sekunden und vier Minuten dauern die stets kurzweiligen Miniaturen, in denen Zorn das klassische und elektrische Gitarren-Repertoire und -Vokabular erfrischend und höchst gekonnt durchdekliniert.
Der Hamburger Gitarrist Christoph Funabashi spielte die 35 Etüden nach der Ersteinspielung durch Marc Ribot (auf John Zorns eigenem Label Tzadik) nun zum zweiten Mal ein. Sicher übe­intensiv, hat sich der Aufwand gelohnt. Leider gerieten die Aufnahme und die Mischung etwas zu trocken; ein wenig mehr Entfaltungsraum hätte insbesondere den Klängen der Konzertgitarre gutgetan. Dass ein Booklet fehlt und das Design eher einem lieblosen «Berlin chic» entspricht, ist in Download-Zeiten auch nicht gerade ein überzeugendes Kaufargument.

Torsten Möller