Moore, Stephan

to build a field

scores for dance works, 2002-08

Verlag/Label: deep listening DL 40-2009
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2010/03 , Seite 82

Musikalische Wertung: 4
Technische Wertung: 4
Repertoirewert: 4
Booklet: 2
Gesamtwertung: 4

Der amerikanische Sounddesigner und Komponist Stephan Moore arbeitete in den letzten fünf Jahren in der Liveband der Merce Cunningham Dance Company. Gleichzeitig widmete er sich der Kooperation mit jungen Choreografen und entwickelte mit ihnen Klangmaterial für deren Performan­ces. Nun füllen sechs Stücke für die ChoreografInnen Yanira Castro, Jennifer Mesch, Kimberly Young und Hélène Lesterlin eine CD. Moore betätigt sich als Feldarbeiter und bereitet den Tänzerinnen und Tänzern den Sektor für Dialoge auf Klangebene. Moore pflügt, eggt und fegt das Feld, setzt auf akustische wie elektronische Soundscapes. Obwohl die CD einen kompletten Sinneseindruck wegen feh­lender Visualisierung der Choreografien nicht bieten kann, überzeugt Moores Klangwerk auch eigenständig. Ein gutes Beispiel liefert Dream Tango (An Exit) für den von Yanira Castro kreierten Tanz Dark Horse / Black Forest. Der absolut lupenreine Elektroniksound basiert zum Teil auf dem Prinzip des repetitiven Arrangements, in dem die gefundenen Melodie- und Rhythmusstrukturen einer ständigen Wiederholung unterworfen werden. Gleichzeitig streift insbesondere im ersten Abschnitt der Basissound ein mäanderndes Sinustongeflecht über, das den kommentierend-erzählerischen Gestus unterstreicht. Für Escalation zu Youngs Tanzstück Plenitude bediente Moore sich Originaltönen diverser Quellen, jagte sie durch Sequencer und andere Filtergeräte, veränderte sie bis zur Unkenntlichkeit oder führte den Sound als nervendes Maschinengeräusch bis an die Schmerzgrenze heran.

Klaus Hübner