Henke, Robert

Tod durch Überfluss

Strategien zur Komposition elektronischer Musik

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2011/01 , Seite 24
Das virtuelle Studio in Form von Musiksoftware auf dem Laptop ist die manifestierte Gegenthese zum Mangel der Mittel im letzten Jahrtausend. Jede erdenkliche Art der Klangerzeugung und Formung ist verfügbar, tausende komplexe Prozesse können in Echtzeit ineinandergreifen und gesteuert werden und alles lässt sich beliebig speichern, archivieren und bis ins kleinste Detail ausarbeiten – in einer tragbaren Maschine, die in einen Rucksack passt und weniger kostet als eine mittelgute Flöte. Dabei taucht ein ganz neues und unerwartetes Problem auf: Wie soll man angesichts der schier unermesslichen Vielfalt an Werkzeugen, Parametern, Eingriffsmöglichkeiten und Konzepten überhaupt zu krea­tiven Entscheidungen gelangen? Was tun, wenn jede erdenkliche Technologie und Arbeitsmethodik immer nur ein paar Mausklicks entfernt ist? Wie komponieren im Überfluss? Der folgende Text stellt ein paar denkbare Lösungen vor, eine kleine Sammlung von Ideen, die es dem Autor in der Praxis ermöglichen, trotz dieses Überflusses zu fertigen Werken zu kommen.