Fire! with Jim O'Rourke

Unreleased?

Verlag/Label: Rune Grammofon RCD 2111
erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2012/02 , Seite 86

Musikalische Wertung: 3
Technische Wertung: 4
Booklet: 3

Das schwedische Trio «Fire!» hat sich zusammen mit dem amerikanischen Gitarristen Jim O’Rourke, einem Star der Indie-Szene zwischen kreativem Jazz und experimentellem Rock, im September 2010 in Tokio für zwei Tage ins Studio begeben. Es wurde stundenlang gejammt, danach das Aufgenommene ediert und die besten Passagen herausgefiltert. Als Ergebnis firmieren nun vier lange Stücke auf dem Album, die allesamt das Feeling der 1960er Jahre atmen – ausgiebige Jams über ostinaten Schlagzeug-Bass-Figuren à la «Cream», «Greatful Dead» oder Miles Davis. Natürlich hören sich die Improvisationen heute anders an, Tonsprache und Ausdrucksmittel haben sich gewandelt, doch das Konzept ist verwandt.
Solche Studiosessions können glücken oder auch nicht. In diesem Fall stimmte die «Chemie» unter den Musikern. Über groovenden Beats schaukeln sich expressive Soli hoch, verdichten sich zu spannungsgeladenen Interaktionen, die sich in mächtigen Crescendi entladen. Andreas Werliin beeindruckt durch sein melodisches Trommelspiel, das vielleicht nicht zufällig an Ginger Baker erinnert, während Mats Gustafsson auf dem Baritonsaxofon fantasievolle Linien bläst, die Jim O’Rourke in Wolken elektrischer bzw. elektronischer Sounds hüllt. Das sind Pluspunkte, die das Album hörenswert machen, aber dennoch nicht verbergen können, was bei solcherart Sessions meistens fehlt: ein scharfer Fokus und zugespitzte Ausdrucksformen.

Christoph Wagner