Studerr, Fredy / Lauren Newton / Saadet Türköz / Ami Yoshide
Voices
Musikalische Wertung: 5
Technische Wertung: 5
Repertoirewert: 5
Booklet: 3
Gesamtwertung: 5
Drei unterschiedlich ausgerichtete Sängerinnen hatte der Schweizer Schlagwerker Fredy Studer eingeladen und lotete in je einem Duo das Verhältnis zwischen Schlaginstrumenten und Stimme aus. Studer reduzierte die Dominanz und eruptive Kraft verschiedener Perkussionsinstrumente, während die Stimmakrobatinnen sich radikal von traditionellen Liedformen entfernten. Dennoch entstand kein donnerhallendes, säulensprengendes Kakophonietableau, wo nur das Laute, die Hörnerven extrem Reizende den Ton macht. Studer gesteht seinen Partnerinnen auf unterstützende, nie drängende Art den Klangraum zu, in dem ihre Stimmen Blütenkelche öffnen und von Nonsens-Lauten über Scat-Strukturen bis zur Vokalpoesie das breite Spektrum des Experiments abgreifen.
Am nächsten bewegt sich Lauren Newton in der klassischen Sängerinrolle, bricht aus dieser Klassifizierung aber in Axis aus, wo sie den vom Jazz bekannten Scat-Gesang systematisch in ein Schlagzeugidiom umwandelt. Während Studer komplexe Patterns abarbeitet, legt Newton breite Perkussionsklangflächen an, deren Ränder in Sprachlosigkeit zerfließen. In Bar lässt Studer Wassertropfen plätschern, Saadet Türköz tastet sich vorsichtig in das Fließende hinein, als würden Steine und Hölzer die Gleichmäßigkeit des fließenden Wassers unterbrechen; hier finden sich Berührungspunkte zu einer ethnischen Musik. Am weitesten entfernt sich Ami Yoshida von jeder Definition des Gesangs, ent-stimmt die Stimme: Krächzen, Husten, Würgen Studer liefert den passenden Background.
Klaus Hübner