Irene Lehmann

Vom besseren Handeln

Verflechtungen von Politik und Ästhetik in Luigi Nonos Musiktheater

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 1/2024 , Seite 34

Nicht nur ästhetische Innovation, Reihentechnik und Informel, sondern auch tiefe Empathie bestimmen Luigi Nonos ästhetische Praxis. Seine Auseinandersetzung mit den Schicksalen politisch Verfolgter und Unterdrückter zeigen: Nicht nur Stücke wie Al gran sole carico d’amore, La fabbrica illuminata und Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz nahmen Anteil an gesellschaftlichen und politischen Ereignissen, versuchten dem Leid Ausdruck zu verleihen und das Ausmaß politischer Gewalt musikalisch darzustellen, um das Publikum anzuregen und zum besseren Handeln zu inspirieren. Doch (wie) lässt sich die politische Dimension des Holocaust oder der Aufstand von Arbeiter:innen im Stahlwerk überhaupt ästhetisch verarbeiten? Gibt es Prinzipien Nonos, die auch heute noch relevant sind? Eine Werkbetrachtung.