Von der Werkstatt ins World Wide Web

Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt feiern 70-jähriges Bestehen – und werden zur digitalen Forschungsstätte – Ursula Böhmer im Gespräch mit Jürgen Krebber

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2016/04 , Seite 26

Es war der kulturelle Nachholbedarf nach Nazizeit und Zweiter Weltkriegs-Katastrophe, der den Musikwissenschaftler Wolfgang Steinecke dazu motivierte, 1946 in Darmstadt die «Internationalen Ferienkurse für Neue Musik» zu gründen. Fokussierte man dort zunächst vor allem jene Komponisten, die von den Nazis verfolgt oder ermordet worden waren, avancierten die Kurse schon bald zur Hochburg der jungen Komponisten-Avantgarde, die sich hier mit namhaften InterpretInnen und interessierten StudentInnen zu Werkstätten und Konzerten traf. Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, Luigi Nono, Bruno Maderna – die Liste der renommierten Komponisten, die in Darmstadt und von Darmstadt aus ihre Spuren in der Musikgeschichte hinterließen, ist lang. Diese Spuren wurden dokumentiert und archiviert in der Bibliothek des 1948 gegründeten Internationalen Musikinstituts (IMD). Seit 2010 entsteht nun auch ein digitales Archiv, das die Dokumente weltweit online erforschbar macht – von den Anfängen bis in die jüngere Geschichte der Ferienkurse. Ursula Böhmer hat den stellvertretender Direktor des IMD Jürgen Krebber nach den Besonderheiten des digitalen Archivs befragt.