Maier, Thomas M.

Wie kommt der Zufall zur Neuen Musik?

Oder: Vom Unbewussten über das Unwissen zum Unbestimmten

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2013/06 , Seite 54
Thomas M. Maier schließt in seinem Beitrag das Zufallsdenken John Cages mit ähnlich gelagerten Ideen bei Arnold Schönberg, vor allem aber bei Nikolaus von Kues (1401–64) und Meister Eckhart (1260–1328) kurz. Bei Cage resultiert die Einbeziehung zunächst des Zufalls, dann des Unbestimmten aus der möglichst vollständigen Delegierung des subjektiven Ausdrucks an das Unbewusste, das in den ‹tiefsten Tiefen› das vereinzelt Subjektive von sich streift und sich einem mystisch Objektiven bzw. ‹All-Einen› annähert. Dieses mystisch Objektive, dieser ‹All-einende› Grund, wird bei Meister Eckhart und anderen Mystikern des Spätmittelalters mit dem Terminus ‹Unwissen› paraphrasiert, der dort nichts anderes meint als die weitestmögliche gedankliche Annäherung an Gott; an einen Gott, der im Verständnis der negativen Theologie Eckharts und Kues’ den Menschen auf höchster Stufe der (Selbst-)Erkenntnis ‹Gottes quitt mache!›.