Kampe, Gordon

YouTube komponieren: Dafür, damit, dagegen

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/06 , Seite 36
Im Bereich der Neuen Musik dient YouTube nicht mehr ausschließlich als Materiallieferant für Audio- oder Video-Samples, da das Medium längst auch als soziales, kulturelles und politisches Phänomen reflektiert und ästhetisch genutzt wird. So wird u. a. durch Um- und Neukontextualisierungen von gefundenem Material einerseits mit YouTube komponiert und andererseits auch für YouTube. Auf diesem Wege entstehen Hybridwerke, deren Aufführungen nicht nur auf YouTube dokumentiert, sondern in einen gleichberechtigten, alternativen Zustand überführt werden. Das Medium YouTube ist allerdings noch vergleichsweise jung: Ob es sich langfristig für eine intensive künstlerische Auseinandersetzung eignet, wird sich erst dann deutlicher offenbaren, wenn es sich selbst durch die Kunst verändert und nicht mehr nur nahezu unendlich Material speichert oder freilegt. Aus dieser Perspektive formuliert Autor Gordon Kampe daher den Wunsch: «YouTube ist nicht zu beliefern, sondern zu verändern.»