Jahn, Hans-Peter

Zappen ins Musikgeschichtliche

Einige Bemerkungen zu Daniel Smutnys neueren Kompositionen

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/04 , Seite 20
Daniel Smutnys Musik in den Griff zu bekommen, ist trotz allen Abstreifens gängi­ger Deutungen nicht frei von Fallen. Die Schablone «postmodern», die seinen Kompositionen unterstellt wird, greift nicht, obschon das Interieur der Komponisten, auf die er sich stilistisch häufig bezieht, mit Tapeten einer Zeit ausgestattet ist, das zurückerinnern lassen könnte an den Plüsch, an die Weichsesselatmosphäre des 19. Jahrhunderts. Smutny komponiert bewusst mit den Stilen anderer Zeiten die Werke anderer Komponisten weiter, wo diese sich in voller Fahrt befinden, abgebrochen oder auch beendet worden sind, er komponiert weiter mit den Mitteln des Tonsatzes, des Gestus, der rhetorischen Figuren, des Spannungsgefüges, der Figurationen und Arabesken des tradierten Vokabulars von Orchester oder Einzelinstrument. Besondere Aufmerksamkeit widmet Hans-Peter Jahn Smutnys «1. Symphonie» (2012), seiner «Klaviersonate» (2011) und seinem «Streichquartett» (2009).