Stefan Drees

“… zu einem Bestandteil des werdenden Werkes transformiert …”

Zur Einschreibung von Körper und Identität in die Musik Luigi Nonos

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 1/2024 , Seite 20

Ab den 1960er Jahren setzte sich Luigi Nono in seinen Werkkonzeptionen verstärkt damit auseinander, die Hierarchie zwischen Komponist und Interpretierenden aufzubrechen und Letztere stärker in die Werkentstehung einzubinden. Eine Tendenz, der im Zuge von Nonos zunehmendem politischen Aktivismus dieser Jahre eine unverkennbar politische Dimension zukommt. Sie ist gleichbedeutend mit einer Demokratisierung von Arbeitsprozessen und gehörte für den Komponisten in den Jahren bis zu seinem Tod auch jenseits des Musiktheaters zum wesentlichen Bestandteil seiner Arbeit und seines künstlerischen Forschens. In einem Prozess beiderseitigen Lernens begab sich Nono auf eine Ebene mit den Interpret:innen und wies ihnen damit teils unverrückbare Positionen innerhalb des Werks zu. Welche Konsequenz ergibt sich daraus für die Komposition selbst? Über das Verhältnis von Interpret und Werk, Körper und Instrument, Werkoffenheit und Werkfixierung bei Luigi Nono.