Hetzel, Stefan

Zu neu für die neue Musik?

Ein Interview mit dem Komponisten Klarenz Barlow

erschienen in: Neue Zeitschrift für Musik 2014/06 , Seite 08
Der 1945 geborene Klarenz Barlow zählt vermutlich zu den unbekanntesten wichtigen Komponisten der globalen Kunstmusik-Szene. Obwohl seit den frühen 1960er Jahren kompositorisch pausenlos produktiv, dürften seine Werke weitgehend nur Insidern bekannt sein. Dabei erfindet Barlow in seinen besten Kompositionen, z. B. dem Klavierstück «Çogluotobüsisletmesi» (1980) oder dem Orchesterwerk «Orchideæ Ordinariæ» (1989) nichts Geringeres als eine «Neue Musik 2.0». Durch konsequente Konzeptualisierung seiner kompositorischen Methoden als «Music from Language», «Music from Other Musics», «Music from Algorithms», «Music from the Visual» und «Music from Recordings» gelang es ihm quasi im Alleingang, die gute alte Neue Musik vom existenzialistischen «Oh Mensch!»-Pathos der Nachkriegszeit zu befreien, ohne sich dabei, wie manch einer seiner Zeitgenossen, in postmoderne Flachheiten oder gar trübe Neokonservatismen zu verirren. Diesen Sommer hat Stefan Hetzel dem Komponisten im Kölner «Stadtgarten» gegenübergesessen.